Wenn die Vergangenheit mit der Post kommt

Was für Tage, nahezu ohne Schlaf zur Fortbildung in Stuttgart gewesen, einen Tag gearbeitet, dann am Wochenende zwei Tage wach und heute Fäden ziehen lassen. Dem ganzen positiven Stress folgte dann mit der heutigen Post eine Reise in die Erinnerungen.

Als ich den Briefkasten öffnete und den Brief der Deutschen Bahn sah ahnte ich schon Böses. Die Bahncard hatte sich im vierten Jahr in Folge zu mir verirrt. Dabei hatte ich mir doch extra vorgenommen das Abo zu kündigen, gibt es doch keinen Grund mehr für lange Reisen mit dem Zug. Zum Zeitpunkt als ich das Schreiben an die Bahn hätte abschicken müssen sah das allerdings noch anders aus, es schien jedenfalls so.

Nun gut, das ist alter Käse. Rückblickend muss ich nämlich sagen, egal wie oft ich mich über Verspätungen ärgern musste, ich fahre gerne mit der Bahn. Meine erste Zugfahrt fand allerdings erst mit 16 Jahren statt, damals noch mit dem über das gesamte Wochenende gültigen Wochenend-Ticket. Es ging also mit allen möglichen Bummelzügen von Kiel durch den tiefsten Osten nach Berlin zur Loveparade ’97. Sechs Stunden waren wir unterwegs, es gab Sauren und Karlsquell aus der Dose. Der Sonderzug aus Rostock war noch von der Deutschen Reichsbahn und ein aus dem Fenster fliegender Kasentoaster und Bierdosen auf den Gängen waren den Schaffnern dementsprechend egal. Freundlicherweise gab es sogar einen Stopp für eine kollektive Pinkelpause, so dass 30 Mann an den Knick konnten und mit Flüssigbrot die Sträucher düngten.

Manch einer der Kollegen erschien nach einiger Abwesenheit mit gefärbten Augebrauen oder mit ostdeutschen Mädels im Arm wieder im Abteil und die Deutsche Einheit wurde zur Ankunft ganz nach dem damaligen Motto „Let the sunshine in your heart“ gefeiert. Bahnfahren war für mich also von Anfang an ein Abenteuer und das war auch danach immer mein Antrieb längere oder kurze Strecken auf den Gleisen zu überwinden, das Abenteuer.

Mal sehn, vielleicht nutze ich die Bahncard in ihrem dieses Mal definitiv letztem Jahr noch einmal für eine Strecke mit einem lohnenswertem Ziel?! Und Ihr so?

  1. *lol* Lustig, in derselben Falle steck ich auch…hab mir zu WM-Zeiten die “Fan-Card” gekauft weil ich damit 16 Euro auf irgendein Ticket sparen konnte…seitdem bleib ich auf dem Ding hängen.

    Ich fahr auch sehr gerne Bahn – gerade eröffnet sich die Chance, vom Morrissey Konzert in München gemütlich mitm ICE und zwei Freundinnen für Schnapperpreis zurückzufahren. Schön und gut – ein Flug mit AirBerlin kostet aber nur 15 Euro mehr und ich hätte einen halben Tag mehr zu Hause. Qual der Wahl.

  2. @aristokitten: Letzte Woche war ich in Stuttgart, selbst Lufthansa war günstiger als die Bahn, da stimmt doch irgendwas nicht…

  3. Am besten wieder mit dem WE-Ticket zur LP 2010. Während die Parade beim Spassfaktor abgenommen hat ist die Bahnfahrt immernoch so lustig, wie schon 1997.
    Dieses Jahr hat mir der Trip echt gefehlt… ;-)

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