Kommt Zeit kommt Rat

Es ist nichts neues, dass man beim Warten in der Schlange vor dem Pfandautomaten im nahe liegenden Edeka, allein durch das ausdünsten alkoholischer Restbestände von vor einem wartenden Personen, mit mindestens 1,3 Promille zurück nach Hause schlendert. In Geldschwachen Zeiten stelle ich mich deshalb auch gerne mal ne halbe Stunde in den Bereich vor dem Automaten, tue so als ob ich auf jemanden warte, und düse dann Sternhagelvoll auf den Kiez.
Gestern allerdings fand dann ein ganz ungewolltes Besäufnis statt. Als ich an besagten Automaten gelangte, standen bereits vier Personen vor mir: Ganz vorne ein älterer Herr, der gerade versuchte seine Flaschen in die Aufnahme zu führen. Dahinter ein gut gekleideter Geschäftsmann, der schon ungeduldig von einem Bein auf das andere wechselte. Und dahinter zwei Stammgäste der Parkbank unseres anliegenden Marktplatzes, die anscheinend Nachschub holen wollten.
Der ältere Herr, der vorne grad am dransten war, schob gemächlich zwei Flaschen in den Automaten. Bei der dritten Flasche (eine pfandfreie Punica-Flasche) fing der Automat an zu meckern. “Flasche nicht akzeptiert” las ich auf der Leuchtschrift. Das schienen auch alle anderen zu lesen, nur der alte Mann halt nicht; er versuchte gemächlich eine weitere Flasche nachzuschieben, bis er nach mehrmaligem ungläubigen hineingeschaue feststellte, dass sich noch eine Flasche im Schacht befand. Sorgsam und natürlich langsam nahm er diese hinaus, und legte sie zurück in seine Plastiktüte.
Da der ganze Vorgang nun ja schon etwas länger als üblich dauerte, sprang der Mann im Sacko nu auch schon in kleinen Sprüngen von einem Bein auf das andere, wie ein kleines Kind, dass vor einer verschlossenen Toilettentür langsam merkt, dass da was durchkommt. Die beiden “dem-Bier-nicht-abgeneigten” Männer dahinter wurden auch schon langsam blasser, und sichtlich nervös.
Der Mann vorne schob langsam zwei weitere Flaschen aus seiner Plastiktüte hinein, bis er wieder bei besagter Pfandfreier Punica angelangte. Gleiches Procedere: Automat brüllt, Mann versucht nachzuschieben, Automat brüllt nochmehr, Mann nimmt ungläubig die Flaschen aus dem Schacht, und legt sie zurück in die Plastiktüte.
Der Geschäftsmann stöhnt laut vor Verzweiflung. Wie soll er seiner Frau nur erklären, dass er wirklich keine Affäre hat, wenn er heute schonwieder viel zu spät nach Hause kommt. Die Beiden Parkbesetzer haben bereits derart tatrige Hände, das der letztere mit der Hand schon laut gegen die Scheibe der Schiebetür schlägt. Mehr als zwei Minuten hatten sie halt nicht für die Nachschub Besorgungen eingeplant, und nu stehen sie nich nur auf dem Schlauch, sondern auch stark auf Entzug.
Da die Wahrscheinlichkeit mit Abnahme der Gesamtheit an Flaschen wieder auf besagte Punica zu stoßen, stark steigt, dauert es diesmal nur eine reguläre Flasche, bis der Automat streikt.
Während dem Geschäftsmann schon Flecken unter den Achseln entstehen, und die beiden Tattergreise gar keine klaren Gedanken mehr fassen können, drehe ich mich um, und versuche in der Schlange hinter mir jemanden zu finden, der helfen könnte. Da ich in anbetracht der Farbenvielfalt hinter mir vermute, dass hier allein schon sprachlich enorme Hürden liegen, fasse ich mir selbst ans Herz, und gehe aus der Schlange herraus, den wild fuchtelden Armen des Mannes vor mir ausweichend, nach vorne zu dem alten Mann, und erzähle ihm, dass er diese Flasche da nicht abgeben kann. “Die nicht” meint der alte Mann nur traurig, wirft die Flasche in ungeahnter Schnelligkeit in den Papierkorb neben dem Automaten, zieht seinen Zettel, und verschwindet in den Weiten des Supermarktes.
Der Geschäftsmann ganz außer sich “Wurd auch Zeit hmmmpf” schleudert die Flaschen so schnell und so weit in den Öffnung, dass der Automat glatt vergisst zwei davon mitzuzählen. Nachdem die beiden auf Entzug stehenden Typen viermal das Loch nicht treffen, helfe ich auch ihnen. Statt eines “Danke” eine Staubwolke, und weg waren sie. Ich lege meine Flaschen ein, freue mich über 2,25 Eurönchen, und mache “Tubu” aus Simbabwe schnellstmöglich Platz. Immerhin er dankt es mir mit einem freundlichen Lächeln und einem Schulterklopfen…

  1. Jetzt weiß ich warum Du immer solange beim Einkaufen brauchst, während ich mit dem Essen warte, Du betäubst Dich mit Alkoholdämpfen, sag doch gleich das es nicht schmeckt!

Comments are closed.