Alterszeit


Flickr.com by Ed Yourdon

Manchmal ärgert man sich, dass man gerade keinen Fotoapparat zur Hand hat, jeden Tag begegnet man Momenten die man festhalten möchte, letzte Woche war so einer.

Meine Fokker 100 von Contact Air, dank Münte auch mit Feuer unterm Hintern, landete zeitlich so ungünstig in der Hamburg, dass der Airport-Bus vor meiner Nase davonrauschte und ich mich zum Aufwärmen wieder in den fast leeren Terminal 2 begab, um die Tage im Schwabenländle Revue passieren zu lassen.

Immer wieder spannend ist der Ankunftsbereich, nicht so international wie in London, aber auch intime Augenblicke in der Öffentlichkeit. Das lange Warten und Hoffen, dass mit dem nächsten Öffnen der blickdichten Schiebetür endlich der Mann von der Geschäftsreise zurückkehrt, die Tochter von ihrem Austauschjahr aus Australien oder die seit Jahren nicht gesehene Verwandtschaft endlich in die Arme geschlossen werden kann.

Den fotogensten Moment oder vielmehr das Bild, welches sich bei mir einbrannte waren zwei ältere Herren, sitzend in der letzten Reihe mit Blick auf die Tür des Ankunfstbereiches. Ich denke sie waren getrennt da, ließen sie doch drei Plätze zwischen sich frei, aber eines hatten sie gemeinsam, schüchtern auf dem Schoß eine rote Rose drapiert. Um es mal ganz umgangssprachlich auszudrücken, es war irgendwie goldig – was für ein Wort, ich weiß, aber was soll ich ohne Fotobeweis machen?

In solchen Momenten kommt bei mir wieder das Romantische durch, die heutige Generation mag es als Konservativ bezeichnen. Aber gibt es etwas Großartigeres als sein ganzes Leben an der Seite seiner Liebe zu bleiben, etwas Schöneres als 80-Jährige die Händchen haltend durch den Tag gehen, sich immer und überall unterstützen? Oder um einmal anders zu fragen, wird es so etwas bei uns überhaupt noch geben? Also wenn es nach mir ginge ja, aber ich bin ja auch altmodisch. Altmodisch und treu, wobei man das ja gleichsetzen kann.

  1. Daniel

    Es wäre wünschenswert. Nun gibt es ja auch einen Arnold Retzer, der ganz klar sagt, dass die Liebesheirat auf Dauer nicht gut gehen kann und nur die Vernunftehen ein langfristiges Zusammensein versprechen. Das kann dann auch auf uneheliches Zusammenleben übertragen werden. Wie sehr diese Hypothese zutrifft ist aus meinen eigenen Erfahrungen noch nicht realistisch zu bemessen (keine Ehe bzw. Beziehungen, die in der Dauer nicht in die Nähe dessen kommen, wo man durch Rationalität versucht eine Beziehung aufrecht zu erhalten), doch denke ich, um 80 Jahre eine funktionierende Beziehung durchhalten zu können, muss Vernunft eine große Rolle spielen.

  2. Klar ist das toll…. aber manchmal kann man sich noch so viel Mühe geben, noch so vernünftig sein und noch so diplomatisch und es geht doch den Bach runter. Auf der anderen Seite gibt es genügend Beispiele, bei denen Beziehungen ohne große Anstrengungen und nur unter Einhaltung ein paar simpler Regeln ewig funktionieren.

    So was ist dann Schicksal…wenn man zusammengehört, ist es auch nicht schwierig, zusammen zu bleiben. Was soll denn dazu schon die Alternative sein?

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