Zeitfenster

Lange war er nicht mehr hier, dabei war es immer seine Straße. Oft genug ist er an seinem alten Haus vorbeigegangen und hat nach oben geschaut zu seiner damaligen Wohnung. Meist war es auf dem Rückweg nach einer langen Nacht und ein Blick auf das hellblau beleuchtete Klingelschild verriet, hier ist auch nichts mehr wie früher. Hier war die Freiheit zu Hause, die Zwanglosigkeit, das Ausschlafen. Und die Frauen, dessen Namen er heute nicht mehr weiß, dessen Namen er am nächsten Morgen nicht mehr wusste.

biertisch

Als er erst durch die Versuche den Lärm aus seinem Bett mit lauter Musik zu übertönen bemerkte, dass er noch Mitbewohner hatte. Sein einziger Sport das fast tagtägliche Tragen der Bierkiste aus und in den vierten Stock war, Waden also im Gleichschritt mit dem Bauch wuchsen. Gut organisiert war das Studium, in fast jede Veranstaltung war jemand der sein Kürzel in die Teilnehmerliste eintrug. Sitzscheine wurden höchstens beim Ausnüchtern auf der Sonnenterasse des nahegelegenen Cafés erworben.

Heute hat er keine Ahnung wo die ehemaligen WG-Bewohner nun sind, geschweige denn was sie machen. Das alles spielt sich in diesem Momenten in seinem Kopf ab, dieser Blick zurück auf eine im wahrsten Sinne vorbeigerauschte Zeit. Dann greift er ihre Hand und sie schwanken nach Hause, und wenn er aufwacht wird er ihren Namen wissen.

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